Zum Inhalt springen

Geldnot: 5,5 Millionen Menschen mussten frieren

Pärchen in Decken eingehüllt vor Heizung

5,5 Millionen Menschen saßen 2022 in einer nicht angemessen geheizten Wohnung. Oder auf den Punkt: Sie mussten frieren, weil die Heizkosten sie überforderten. Die Zahl ist erschreckend, zumal sich der Anteil der Betroffenen binnen eines Jahres verdoppelt hat: von 3,3 auf 6,6 Prozent. Wenn jetzt die Energiepreisbremsen vorzeitig enden, dürften wieder viele Haushalte den Regler aus Geldmangel zurückdrehen.

Materielle und soziale Entbehrungen

Die Zahlen des Statistischen Bundesamtes, ermittelt im Rahmen einer europäischen Gemeinschaftsstatistik über Einkommen und Lebensbedingungen, basieren auf der Einschätzung der Befragten. Diese Selbsteinschätzung sei, so die Behörde, „eines der Kriterien zur Messung der materiellen und sozialen Entbehrung (Deprivation)“. In dem Fall konkret bezogen auf die finanzielle Möglichkeit, ausreichend zu heizen.

Deutschland liegt unter dem EU-Durchschnitt

Deutschland liegt mit einer Quote von 6,6 Prozent zwar unter dem europäischen Durchschnitt von 9,3 Prozent (Finnland erzielt mit 1,4 Prozent den besten Wert, Bulgarien mit 22,5 Prozent den schlechtesten). Auffallend ist allerdings die rasante Entwicklung, die eindrucksvoll unterstreicht, dass immer mehr Haushalte finanziell am Limit sind. Ein Grund ist die hohe Inflation, befeuert durch hohe Energiepreise, resultierend aus dem Krieg in der Ukraine.

Alleinerziehende sind besonders betroffen

Besonders betroffen: Alleinerziehende mit einem Anteil von 14,1 Prozent sowie Haushalte mit zwei Erwachsenen und mindestens drei Kindern (9,7 Prozent). Auch Alleinlebende (7,3 Prozent) sind immer seltener in der Lage, ihre Wohnung so zu heizen, dass man sich auch im Winter noch wohlfühlt.

Finanzielle Not bleibt

Diese Sorgen werden bleiben. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat in seiner Regierungserklärung zur Haushaltskrise das Ende der Energiepreisbremsen zum Jahreswechsel verkündet. Die Gaspreise lägen zwar noch über denen der Vorkrisenzeit, inzwischen aber wieder unterhalb des schützenden Deckels. Haushalten, die etwa im März einen teuren Vertrag abschließen mussten, hilft das allerdings wenig, mahnt die Chefin des Bundesverbandes der Verbraucherzentralen, Ramona Pop. Sie befürchtet, dass mit diesem Schritt vor allem Haushalte mit geringem Einkommen – damit auch Menschen, die mit Bürgergeld aufstocken müssen oder größtenteils auf Bürgergeld angewiesen sind – erneut in finanzielle Not geraten.

Titelbild: Budimir Jevtic / shutterstock.com