Finanzielle Puffer bleiben dünn: 2024 gaben 32,2 % der Menschen in Deutschland an, eine unerwartete Ausgabe nicht sofort aus eigener Tasche zahlen zu können. Der EU-Durchschnitt liegt bei 30,0 %. Nach dem Hoch von 35,0 % in 2023 ist das ein Rückgang – „jeder Dritte“ bleibt aber weiterhin Realität.
Inhaltsverzeichnis
Was damit gemeint ist
Unerwartete Ausgaben sind unaufschiebbare, größere Kosten – z. B. eine teure Autoreparatur oder der Ersatz einer Waschmaschine. Für Deutschland gilt 2024 eine Schwelle von 1.250 € (destatis.de): Wer diesen Betrag nicht sofort bezahlen kann, ohne Kredit, Dispo oder Hilfe von Dritten, gilt als betroffen. Die Kennziffer misst damit kurzfristige Zahlungsfähigkeit – nicht Spontankäufe.
Jobcenter zahlt monatlich 116 € zu wenig fürs Wohnen
Entwicklung seit 2021 – der zeitliche Verlauf
- 2021: 32,2 %
- 2022: 33,9 %
- 2023: 35,0 %
- 2024: 32,2 %
Die Kurve zeigt: Der Druck hat etwas nachgelassen, die finanziellen Polster bleiben jedoch dünn. Schon eine einzelne größere Rechnung kann das Monatsbudget somit ins Wanken bringen.
Deutschland im Umfeld – wie stehen die Nachbarn da?
Ein Blick über die Grenzen ordnet die Zahl ein. Einige direkte Nachbarn stehen deutlich besser da, andere bewegen sich in der Nähe des EU-Mittelwerts. Deutschland liegt darüber.
Land | Anteil (% der Bevölkerung) |
---|---|
EU-27 (Durchschnitt) | 30,0 % |
Deutschland | 32,2 % |
Niederlande | 16,9 % |
Tschechien | 19,2 % |
Österreich | 20,9 % |
Dänemark | 21,1 % |
Belgien | 21,5 % |
Luxemburg | 22,5 % |
Polen | 22,8 % |
Frankreich | 29,4 % |
Schweiz | 18,8 % |
Warum das für Verbraucher zählt
Kommt plötzlich eine Rechnung – z. B. 1.300 € für die Autoreparatur oder 700 € für ein neues Haushaltsgerät -, fehlt ohne Rücklagen sofort Geld an anderer Stelle: Miete, Abschläge, Einkauf. Viele greifen dann zum Dispo oder zahlen in Raten. Das macht die Sache teurer (Zinsen, Gebühren) und schränkt den Spielraum ein. Wird die Reparatur verschoben, können Folgekosten entstehen – etwa wenn das Auto für den Arbeitsweg gebraucht wird. Die Kennziffer zeigt nüchtern, wie anfällig das Monatsbudget vieler Haushalte bleibt.
Zwei zusätzliche Warnlichter
- Zahlungsrückstande bei Versorgern: 5,0 % lebten 2024 in Haushalten mit Rückständen bei Strom, Gas oder Wasser. Das ist kein Ersatz für den „unerwartete Ausgaben“-Indikator, zeigt aber akute Zahlungsschwierigkeiten.
- Armutsgefährdung: 15,5 % galten 2024 als armutsgefährdet (weniger als 60 % des Medianeinkommens) – ein Hinweis auf strukturelle Engpässe am unteren Einkommensrand.
Beides erklärt, warum schon ein unvorhergesehener Betrag viele Budgets aus der Spur bringt.
Wenn die Rechnung kommt
Der akute Inflationsdruck lässt nach, die Geldpuffer bleiben jedoch dünn. Deutschland liegt weiter über dem EU-Schnitt – ein Warnsignal dafür, dass schon eine größere Rechnung den Monat ins Kippen bringen kann. Wer genügend Rücklagen hat, merkt davon wenig, wer knapp kalkuliert, muss abwägen: sofort zahlen, verschieben oder finanzieren – und jede Option kann Folgekosten auslösen.
Für Bürgergeld-Bezieher gilt: In echten Notlagen gibt es Hilfen, die man möglichst früh beantragen sollte. Unabweisbare, größere Ausgaben, Mietschulden oder Zahlungsrückstände beim Stromanbieter können vom Jobcenter als Darlehen übernommen werden. Wichtig ist, rechtzeitig Kontakt aufzunehmen (Jobcenter, Vermieter, Energieversorger) und Unterlagen bereitzuhalten. So lässt sich vermeiden, dass aus einer unerwarteten Rechnung am Ende eine Sperre, Kündigung oder ein kostspieliger Zahlungsverzug wird.