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Die Bürgergeld Debatte ist menschenfeindlich

Debatte über Bürgergeld

Der Streit ums Bürgergeld, die Blockade des Gesetzes – all das lasse einen Mangel an Respekt erkennen. Mehr noch: Die Diskussion sei despektierlich und menschenfeindlich, schreibt die Vorstandsvorsitzende von SOS-Kinderdorf, Professor Dr. Sabine Schutter, in einem Gastbeitrag für „epd sozial“. Die endlosen Debatten über die Hartz IV Nachfolge zeigten, dass die „Lebensrealitäten armutsbetroffener Familien nicht verstanden“ worden seien. Warum? Weil allein schon der Gedanke an Armut Unbehagen auslöse.

Armut hat immer eine relative Ebene

In einem reichen Land wie Deutschland müsse scheinbar niemand hungern oder auf der Straße leben. Armut werde daher

„zu oft mit Faulheit, Versagen und Schicksal gleichgesetzt“.

Dabei übersehe man, dass Armut nicht nur absolut oder materiell sei, sondern immer auch eine relative Ebene habe.

„Wenn alle außer mir es sich leisten können, ins Kino zu gehen oder sich in der großen Pause eine heiße Schokolade gönnen, dann leide ich als junger Mensch in Deutschland“,

so Sabine Schutter.

Scheindebatten über Sozialleistungen

Mit der Bürgergeld Debatte sei ein anderer Blick auf Armut entblößt worden. Über Regelsätze, Vermögen und Sanktionen ließe sich sachlich diskutieren. Stattdessen führe man Scheindebatten. Führende Politiker rechtfertigten sich damit, dass sie auf der Seite der Bürger stünden, die etwas leisten. Damit offenbarten sie allerdings auch, dass sie überzeugt seien, Menschen in Armut leisten nichts.

„Diese Haltung karikiert Armut und die Erfahrungen der Menschen, die in Armut leben“,

betont die Vorstandsvorsitzende von SOS Kinderdorf.

Betroffenen mühen sich ab

Vor allem aber werde übersehen: Viele Bürgergeld Bedürftige seien nicht arbeitslos. Sie mühten sich ab, hätten oft mehr als einen Job „und doch reicht es nicht“. Betroffene müssten unzählige Amtsgänge, Formulare und Fragen über sich ergehen lassen, bis sie Sozialleistungen erhalten.

Vorurteile werden befeuert

Mit der öffentlichen Debatte um das Bürgergeld mäße man sich an,

„über den Arbeitswillen dieser Menschen zu urteilen“.

Dabei würden Thesen in den Raum gestellt, Vorurteile befeuert und voreilig geurteilt, obwohl man vermutlich nie Kontakt mit armutsbetroffenen Menschen aufgenommen habe. Es mangele schlicht an einer respektvollen Auseinandersetzung. Jeder sei Teil der Gesellschaft, ob arm oder reich. In einer solidarischen Gesellschaft übernehme man füreinander Verantwortung.

Kein Interesse an Auseinandersetzung mit Armut

Dass sich Menschen mit dem Bürgergeld auf die faule Haut legten, könne nicht verhindert werden. Es gebe immer Menschen, die das System ausnutzten. Dagegen würden auch Sanktionen nichts ausrichten. Viel wichtiger aber: „Unsere Gesellschaft ist stark genug, dies auszuhalten“, sagt Sabine Schutter. Was der Gesellschaft indes schade, sei die menschenfeindliche Diskussion über Arme. Sie beweise, dass keinerlei Interesse an einer echten Auseinandersetzung bestehe.

Zum gesamte Gastbeitrag auf epd.

Bild: Feel good studio/ shutterstock.com

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