Zum Inhalt springen

Rente reicht nicht – mit Wohngeld und Bürgergeld aufstocken?

Rentnerin hat zu wenig Geld

4,57 Prozent mehr Rente ab Juli. Klingt nach einem satten Plus und vollen Portemonnaies bei Seniorinnen und Senioren. Doch die Rentenerhöhung darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass in Deutschland über 18 Prozent aller Rentnerinnen und Rentner armutsgefährdet sind – allen voran Frauen mit einer Quote von über 20 Prozent. Viele scheuen sich, Hilfe in Anspruch zu nehmen, oder wissen gar nicht, dass ihnen Hilfe zusteht – in Form des Wohngelds oder der Grundsicherung im Alter.

Altersarmut bleibt unter dem Radar

Dass die Rente nicht zum Leben reicht, obwohl man Vollzeit gearbeitet hat, mag für viele unvorstellbar klingen, ist aber Realität und wird in Zukunft aufgrund der vielen prekären Jobs noch weiter zunehmen. Daraus resultiert eine wachsende Altersarmut. Nur leider bewegt sich dieses Thema sowohl politisch als auch medial weitgehend unter dem Radar. Während die Debatte um die Kindergrundsicherung das Thema Kinderarmut ein wenig in den Fokus rückte, bleiben die finanziellen Sorgen vieler Rentnerinnen und Rentner im Dunkeln.

25 Prozent der Tafelkunden sind Rentner

Glücklicherweise gibt es mit den Tafeln und den Sozialverbänden Organisationen, die regelmäßig auf das Problem Altersarmut und Rente aufmerksam machen. Die Tafeln, bei denen inzwischen über zwei Millionen Menschen für Lebensmittel anstehen, haben erst kürzlich Zahlen genannt. Demnach ist ein Viertel der Kunden Rentner. „Sie beziehen geringe Renten oder Grundsicherung“, so der Vorsitzende der Tafel Deutschland, Andreas Steppuhn. Daran änderten auch die Rentenerhöhungen nichts. Daher gehen die Tafeln davon aus, dass die Zahl älterer Hilfesuchender weiter steigen wird.

Forderung: Höheres Rentenniveau

Abhilfe könnte ein Vorschlag des Sozialverbandes VdK schaffen, der Anfang April mahnte: „Armut in Deutschland wird nicht genug bekämpft.“ VdK-Präsidentin Verena Bentele fordert daher eine Anhebung des Rentenniveaus auf 53 Prozent. Der Sozialverband Deutschland (SoVD) hat ebenfalls im April 2024 eine Petition auf den Weg gebracht, damit auch Rentnerinnen und Rentner einen Inflationsausgleich erhalten.

Sozialleistungen für Rentner

Da die Politik vermutlich nicht oder erst viel zu spät reagiert, bleiben Betroffenen derzeit zwei Optionen, um die karge Rente aufzustocken. Das Problem: Vielen ist gar nicht bewusst, welche Leistungen sie beantragen können. Auch hier ist die Politik gefragt, mehr Öffentlichkeitsarbeit zu leisten, damit soziale Hilfestellungen auch jene erreichen, die sie dringend benötigen.

Wohngeld

Das gilt bei Seniorinnen und Senioren in erster Linie für das Wohngeld. Auf diese Sozialleistung besteht ein rechtlicher Anspruch – sofern die Voraussetzungen erfüllt sind. Ob und in welcher Höhe Wohngeld möglich ist, kann jederzeit kostenlos über den

Wohngeldrechner von wohngeld.org

berechnet werden. Welche Bedeutung das Wohngeld für Rentnerinnen und Rentner hat, unterstreichen die Zahlen: Laut Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen sind 48 Prozent der Wohngeldempfänger im Rentenalter. Im Schnitt betrug der Wohngeldanspruch im Dezember 2023 bundesweit 189 Euro monatlich.

Grundsicherung im Alter

Wenn Rente und Wohngeld nicht ausreichen, um das Existenzminimum zu sichern, bleibt noch die Option, Grundsicherung im Alter zu beantragen. Das Bürgergeld scheidet aus, weil eine Voraussetzung für die Bewilligung die Erwerbsfähigkeit ist. Das trifft auf Rentner eben nicht zu. Gleichwohl wird die Grundsicherung im Alter häufig als Bürgergeld für Rentner bezeichnet. Denn von der Höhe her unterscheiden sich die Leistungen nicht – allerdings gibt es deutliche Unterschiede etwa beim Schonvermögen. Auch hier belegen die offiziellen Zahlen, dass Grundsicherung im Alter keine Ausnahmeerscheinung ist. Im Dezember 2023 waren es 689.590 Empfängerinnen und Empfänger.

Hohe Dunkelziffer

Anspruch auf Wohngeld oder Grundsicherung im Alter haben vermutlich weit mehr Betroffene. Hier müsste die Hürde aus Scham und Angst gezielter abgebaut werden. Niemand sollte herumkrebsen müssen, weil die Rente nicht reicht und die Angst überwiegt, bei einer Behörde Hilfe zu beantragen.

Titelbild: Matej Kastelic / shutterstock

BürgerGeld Newsletter - Nichts mehr verpassen!

Hol' Dir jetzt unseren kostenfreien Newsletter und beginne schon mit der ersten Ausgabe, Deinen Wissensstand sofort zu verbessern!