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Das Bürgergeld verursacht Periodenarmut

Junge Frau mit Menstruationsbeschwerden auf dem Sofa mit Baauchschmerzen

Finanzielle Sorgen gelten ebenso als Tabuthema wie die weibliche Periode. Und da die Inflation auch Menstruationsprodukte betrifft, sind Binden, Tampons und Slipeinlagen für viele, allen voran junge Frauen, kaum mehr bezahlbar. Das gilt für Bürgergeldempfängerinnen umso mehr: Denn der Regelbedarf für Gesundheitspflege ist mit 19,16 Euro für eine alleinstehende erwachsene Frau eher knapp bemessen. Als Partnerin in Bedarfsgemeinschaft sind es mit 17,24 Euro noch weniger und bei Jugendlichen zwischen 14 und 17 Jahren lediglich 12,40 Euro und bei Mädchen bis 13 Jahren 9,17 Euro monatlich. Daher fordert Plan International Deutschland e.V., in Schulen und öffentlichen Gebäuden kostenlos entsprechende Produkte vorzuhalten.

Zu wenig Geld für Menstruationsprodukte

„Menstruation im Fokus“, lautet der Titel der aktuellen Studie. Von Periodenarmut betroffen sind demnach hauptsächlich junge Frauen. In der Altersgruppe von 16 bis 24 Jahren stellen die Kosten für Tampons & Co. für jede Dritte eine finanzielle Herausforderung dar. Darüber gesprochen wird kaum. Stattdessen wird mit allen Mitteln versucht, zu sparen – auch zulasten der Gesundheit.

Sparen zulasten der Gesundheit

Um die Ausgaben zu drosseln, werden die Menstruationsprodukte nicht oft genug gewechselt. Stattdessen versuchen Frauen möglichst wenige Slipeinlagen, Binden oder Tampons zu verwenden, weil sie sich die Produkte schlicht nicht leisten können. Wären die Artikel preisgünstiger, sei die Versorgung deutlich einfacher und besser – sagen 70 Prozent der 16- bis 24-Jährigen.

Frauen können sich Regelblutung nicht leisten

Die Sprecherin der Geschäftsführung von Plan International Deutschland, Kathrin Hartkopf, zeigt sich angesichts der Zahlen und der Probleme fassungslos:

„Es ist nicht hinnehmbar, dass in einem reichen Land wie Deutschland so viele Mädchen und Frauen sich ihre monatliche Regelblutung schlichtweg nicht ‚leisten‘ können.“

Bürgergeld-Regelbedarf zu gering

Dabei verweist sie auch auf das neue Bürgergeld. Der Regelbedarf für den gesamten Bereich Gesundheitspflege sehe monatlich nur zwischen 9,17 Euro und 19,16 Euro vor. Für Bürgergeldempfängerinnen sei dieser Betrag viel zu gering bemessen. Denn Periodenprodukte kosteten bereits zwischen fünf und 15 Euro jeden Monat – abhängig davon, was man dazu zähle.

Kostenlose Versorgung mit Hygieneprodukten

Daher fordert Plan International Deutschland die Politik auf, endlich aktiv zu werden. In Schulen, anderen Bildungseinrichtungen und öffentlichen Gebäuden müssten Tampons und Binden ebenso „selbstverständlich vorhanden sein wie Toilettenpapier“.

Starterpakete und Co.

Diesbezüglich gibt es bereits eine Reihe regionaler und lokaler Vorstöße. In München wird darüber diskutiert, Starterpakete mit nachhaltigen Menstruationsprodukten zur Verfügung zu stellen. In Düsseldorf werden Periodenprodukte für Schülerinnen finanziert. Ähnlich verhält es sich in vielen anderen Städten.

Bundesweite Lösung nötig

Kathrin Hartkopf begrüßt dieses Umdenken, hofft im Kampf gegen die Periodenarmut aber auf eine „bundesweit einheitliche Versorgung mit Gratis-Periodenprodukten“. Das sei sinnvoller und gerechter. Das gilt umso mehr mit Blick auf die vielen Bürgergeldempfängerinnen, denen mit Gratis-Tampons auf der Schultoiletten wenig geholfen wäre.

Bild: Andrey_Popov/ shutterstock.com