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Bürgergeld und Minijob – so viel wird nicht angerechnet

"Minijob" in Holzbuchstaben neben Sparschwein

Bürgergeld und Minijob gleichzeitig, ist das erlaubt? Ja, grundsätzlich steht einem Hinzuverdient nichts im Wege. Aber, auch wenn mit dem Minijob in der Regel Netto wie Brutto ausgezahlt wird, alles behalten dürfen Leistungsbezieher nicht. Der Lohn wird als Einkommen auf das Bürgergeld angerechnet und kann die Auszahlung kürzen, zuvor wird jedoch ein Freibetrag abgezogen.

Bürgergeld Freibetrag beim Minijob

Bei einem Erwachsenen ab 25 Jahren bleiben von einem Minijob mindestens 100 Euro und höchstens 189,40 Euro anrechnungsfrei, das ist der maximale pauschale Freibetrag. Rechnerisch werden bei 538 Euro Verdienst also 348,60 Euro vom Bürgergeld abgezogen. So setzt sich der Einkommensfreibetrag zusammen:

Freibetrag
100,00 EURGrundfreibetrag
84,00 EUR20% auf Einkommen zwischen 100 und 520 EUR
(20% von 420 EUR)
5,40 EUR30% auf Einkommen zwischen 520 und 538 EUR
(30% von 18 EUR)
189,40 EURGesamt
Bürgergeld Freibetrag auf Minijob Einkommen (§ 11 Absatz 3 SGB II)

Minijob Freibetrag Rechner

Einkommen aus dem Minijob eingeben und den Freibetrag berechnen:

Grundfreibetrag über 100 Euro

Für den Grundfreibetrag von 100 Euro sieht der Gesetzgeber Ausnahmen vor. So ist im § 11b Abs. 2 SGB II geregelt, dass erwerbstätige Leistungsbezieher auch einen über den Grundfreibetrag von 100 Euro hinausgehenden Freibetrag geltend machen können, sofern das monatliche Einkommen 400 Euro übersteigt und höhere Werbungskosten nachgewiesen werden – beispielsweise durch höhere Fahrtkosten. Nehmen wir einmal an, ein Bürgergeld Empfänger übt einen Minijob mit einem Einkommen von 538 Euro aus und an Fahrtkosten entstehen im Monat 150 Euro, die auch nachgewiesen werden können. Somit würde sich folgende Rechnung ergeben:

Freibetrag
150,00 EURFreibetrag (anstelle 100 Euro Grundfreibetrag)
84,00 EUR20% auf Einkommen zwischen 100 und 520 EUR
(20% von 420 EUR)
5,40 EUR30% auf Einkommen zwischen 520 und 538 EUR
(30% von 18 EUR)
239,40 EURGesamt

Durch die höheren Werbungskosten bleiben anstatt der pauschalen 189,40 Euro nun 239,40 Euro anrechnungsfrei, so dass in diesem Fall 298,60 Euro monatlich als Einkommen auf das Bürgergeld angerechnet werden.

Lesetipp: Ein Minijob ist grundsätzlich rentenversicherungspflichtig. Warum sich Bürgergeld Bedürftige mit einer geringfügigen Beschäftigung von der Rentenversicherungspflicht nicht befreien lassen sollten, haben wir im Artikel unter 538 Euro Minijob und Bürgergeld – Mit Hilfe des Jobcenters zukünftige Rente erhöhen erläutert.

Auszubildende und Schüler bis zum 25. Lebensjahr

Schüler an allgemein- und berufsbildenden Schulen sowie Auszubildende bis zur Vollendung des 25. Lebensjahres profitieren von einem höheren Freibetrag. So regelt § 11b Abs. 2b SGB II, dass der Grundfreibetrag von 100 Euro dynamisch auf die Minijob-Grenze (aktuell 538 Euro) angehoben wird – steigt die Minijob-Grenze, erhöht sich automatisch auch der Grundfreibetrag. Gleiches gilt für Ableister eines Freiwilligendienstes sowie Schulabgänger einer allgemein- oder berufsbildenden Schule bis zum Ablauf des dritten Monats nach Beendigung der Ausbildung. Bei diesem Personenkreis wird Einkommen aus einem Minijob nicht auf das Bürgergeld angerechnet.

43 Prozent der Aufstocker sind Minijobber

Laut jüngster Statistik der Bundesagentur für Arbeit (BA) zu der Erwerbstätigkeit von Leistungsempfängern waren im April 2024 (Zahlen Ende August 2024 abgerufen) ca. 357.00 Bürgergeld-Bezieher in einem Minijob bis 538 Euro tätig – davon etwa 275.000, die ausschließlich einer geringfügigen Beschäftigung nachgehen. Dies entspricht etwa 44 Prozent aller Erwerbstätigen im Bürgergeld-Bezug. Insgesamt stockten ca. 818.200 Erwerbstätige mit Bürgergeld auf, davon ca. 759.000 als Arbeitnehmer. Die Mehrheit der Minijobber unter den Aufstockern waren dabei Alleinstehende ohne Kinder und Alleinerziehende.

Auch interessant: Sowohl erhaltenes Trinkgeld als auch kostenlose Verpflegung des Arbeitgebers (vor allem im Gastro-Bereich relevant) können als zusätzliches Einkommen Bürgergeld kürzen.

556 Euro neue Minijob-Grenze in 2025

Ausgehend vom geplanten Mindestlohn 2025 in Höhe von 12,82 Euro pro Stunde (aktuell 12,41 Euro) wird die neue Minijob-Grenze bei 556 Euro liegen. Es bleibt abzuwarten, ob der Einkommensfreibetrag beim Bürgergeld angepasst wird und so mehr vom Minijob-Zuverdienst bei den Leistungsempfängern ankommt.

Titelbild: Kittyfly / shutterstock.com