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Armutsfalle Pflege – Eigenanteil muss gedeckelt werden

Rentnerhände zählen Geldscheine, symbolisch für Kosten der Altenpflege

Die Präsidentin des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), Gerda Hasselfeldt, warnt angesichts rasant steigender Pflegeheimkosten vor einer sozialen Schieflage. „Pflege droht zur Armutsfalle zu werden“, sagte sie den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Hasselfeldt forderte einen gesetzlich fixierten Höchstbetrag für den Eigenanteil in Heimen: „Wir müssen die Belastung der Betroffenen klar begrenzen und kalkulierbar machen.“

Fixer Eigenanteil gefordert

Hasselfeldt plädiert für einen „Systemwechsel“: Künftig solle jede pflegebedürftige Person nur noch einen klar definierten Betrag selbst tragen, alles darüber hinaus müssten Pflegeversicherung und Staat übernehmen. Eine konkrete Grenze nannte sie nicht, machte aber deutlich, dass Preissteigerungen „nicht mehr ungedeckelt an die Pflegebedürftigen weitergegeben“ werden dürften.

Beschämend: 730.000 Rentner auf Sozialhilfe angewiesen

Heimkosten klettern über 3.000 € pro Monat

Laut einer aktuellen Auswertung des Verbands der Ersatzkassen (vdek) ist die monatliche Eigenbeteiligung im ersten Heimjahr zum 01.07.2025 auf durchschnittlich 3.108 € gestiegen – 237 € mehr als vor einem Jahr (+8,3 %). Im Bundesländervergleich liegt Bremen mit 3.449 € an der Spitze, gefolgt von Nordrhein-Westfalen (3.427 €) und dem Saarland (3.403 €).

Immer öfter Sozialhilfe

Bundesweit erhielten 2023 bereits 407.000 Menschen Hilfe zur Pflege nach dem Sozialhilfegesetz, davon 328.000 in stationären Einrichtungen – ein Plus von 8,1 % gegenüber 2022. Die 2024-Gesamtdaten veröffentlicht das Statistische Bundesamt erst im Oktober, doch Landesstatistiken zeigen einen deutlichen Trend:

Nordrhein-Westfalen verzeichnete 2024 Nettoausgaben für Hilfe zur Pflege von 1,183 Mrd. € – 21,4 % mehr als 2023. Bayern meldet für 2024 734,2 Mio. € (+18,6 %), damit entfallen dort 61,4 % aller Sozialhilfe-Ausgaben auf die Pflege. Für beide Länder ist Hilfe zur Pflege inzwischen der zweit- bzw. größte Posten in den Sozialhilfe-Budgets.

„Viele Pflegebedürftige können sich bei steigenden Kosten die Pflege nicht mehr leisten und sind dann auf Sozialhilfe angewiesen – konkret die sogenannte Hilfe zur Pflege.“

Christian Schuchardt, Deutscher Städtetag, 21.07.2025

Angesichts der explodierenden Sozialhilfeausgaben wächst auch der Druck auf die Bundesregierung, schnell zu handeln.

Bundesregierung prüft Optionen

Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) lässt derzeit eine Kommission erarbeiten, wie Pflegebedürftige finanziell entlastet werden können. Ergebnisse sollen bis Jahresende vorliegen. Konkrete Schritte für eine Deckelung der Eigenanteile stehen aber noch aus.