Die Angst vor einer Stromsperre beherrscht inzwischen Millionen Haushalte. Ständig steigende Abschlagszahlungen engen den finanziellen Spielraum ein oder haben längst ein Niveau erreicht, bei dem nichts mehr geht. Das ist bei Hartz IV Bedürftigen bereits seit Monaten der Fall. Sie zahlen teils doppelt so viel für Strom, wie der Regelbedarf vorsieht. Der Paritätische Wohlfahrtsverband fordert daher, dass der Staat künftig im Rahmen der Wohnkosten für den Strom aufkommen soll.
Energiekrise erfordert schnelles Handeln
Diese Forderung wurde in der Vergangenheit schon dutzendfach geäußert. Meist nur in einem Nebensatz, ergänzend zu dem Wunsch, den Hartz IV Regelsatz endlich ehrlich zu berechnen und auf knapp 680 Euro anzuheben. Die Energiekrise sorgt jetzt dafür, dass die Stromkosten weit mehr sind als nur Beiwerk einer Neuberechnung.
Massive Unterdeckung belastet Leistungsbezieher
Wir haben an dieser Stelle bereits anhand aktueller Zahlen belegt, dass bei den Stromkosten eine massive Unterdeckung besteht. Ausgehend von 1.500 Kilowattstunden, die ein Single pro Jahr verbraucht, und dem erwarteten Durchschnittspreis für das zweite Halbjahr 2022 ergibt sich eine Unterdeckung von etwa 77 Prozent (51,58 Cent je Kilowattstunde, 773,70 Euro Kosten im Jahr bei 437,04 Euro Regelbedarf für Strom).
Zu unserem Artikel: Hartz IV realitätsfern: Massive Unterdeckung bei den Stromkosten
Forderung des Paritätischen Wohlfahrtsverbands
Dieses Problem rückt jetzt auch der Paritätische Wohlfahrtsverband in den Fokus.
„Es ist dringend geboten, dass die Stromkosten von Grundsicherungsbeziehern dauerhaft als Teil der Wohnkosten vom Amt übernommen werden“,
erklärte Hauptgeschäftsführer Dr. Ulrich Schneider gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).
Stromkosten werden zum Riesenproblem
Ein Single zahle mittlerweile mehr als 70 Euro im Monat, wohingegen im Hartz IV Regelsatz nur etwa 35 Euro für Strom veranschlagt seien. „Das ist für viele Leistungsbezieher ein Riesenproblem“, so Schneider.
Sparen ist nicht mehr möglich
Jeder Euro, der mehr für Strom ausgegeben werden muss, fehlt an anderer Stelle. Da auch Lebensmittel immer teurer werden und man weit tiefer in den Geldbeutel greifen muss als es der Staat über den Hartz IV Satz zulässt, wird die Luft immer dünner. Treibt man es auf die Spitze und bezieht die Heizkosten mit ein, die angemessen sein müssen, heißt es bald: Licht aus, frieren und hungern.
FDP: Heizkosten müssen angemessen sein
In dem Zusammenhang steht auch eine Forderung der FDP, konkret vom Parlamentarischen Geschäftsführer Johannes Vogel. Er pocht darauf, dass die Heizkosten beim Bürgergeld auch während der ersten beiden Jahre, in denen die Wohnungsgröße nicht geprüft wird, angemessen sein müssen. Sein Argument: „Es muss ausgeschlossen werden, dass jemand während der Energiekrise heizt, ohne aufs Sparen zu achten.“
Hartz IV Nachfolge: Bürgergeld soll 502 Euro betragen
Dagegen spricht sich der Paritätische Wohlfahrtsverband aus. Er wünscht, dass die Heizkosten in den ersten 24 Monaten wie geplant in tatsächlicher Höhe gezahlt werden. Denn eines dürfte klar sein. Nur aus Jux und Tollerei, um den Staat zu ärgern, wird niemand seine Wohnung in eine Sauna verwandeln. Wer gerade den Job verloren hat, hat ganz andere Probleme und Sorgen.
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