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Bürgergeld trotz Arbeit – mehr als 825.000 müssen aufstocken

Mann im Arbeitsanzug auf dem Weg zum Jobcenter, symbolisch für Bürgergeld trotz Job

Nach jahrelangem Rückgang ist die Zahl der erwerbstätigen Bürgergeld-Bezieher 2024 erstmals wieder gestiegen: 826.000 Menschen mussten ihr Einkommen mit Jobcenter-Leistungen ergänzen, wie aus einer Regierungsantwort auf eine Schriftliche Anfrage des Linken-Abgeordneten Cem Ince hervorgeht. Das sind rund 30.000 mehr Aufstocker als im Vorjahr.

Sieben Milliarden Euro Zusatzaufwand

Für diese aufstockenden Leistungen der Jobcenter zahlte der Bund 6,99 Mrd. € – nach 6,19 Mrd. € im Jahr 2023. Rechnet man ganze Bedarfsgemeinschaften, in denen mindestens eine erwerbstätige Person Bürgergeld erhält, mit ein, summieren sich die Leistungen sogar auf 11,61 Mrd. €.

15 % der Bürgergeld-Haushalte sind Aufstocker

Insgesamt bezogen 2024 etwa 5,5 Mio. Menschen Bürgergeld, rund ein Drittel davon sind Kinder und Jugendliche. Damit stellt die Gruppe der Aufstocker etwa 15 % aller Leistungsempfänger.

Wer muss aufstocken – und warum?

Von den 826.000 Betroffenen arbeitet knapp die Hälfte in einem Minijob oder kurzer Teilzeit, etwa zwei Drittel erhalten deutlich unter dem Durchschnittslohn. Niedrige Stundenlöhne, geringe Stundenzahlen und steigende Wohnkosten sind laut Regierungsdaten die Hauptgründe, warum das Einkommen nicht reicht.

Aktuelle Zahlen: Laut der neuesten Statistik der Jobcenter ist die Zahl der Aufstocker etwas zurückgegangen. Im Februar 2025 wurden 813.766 registriert, während es im Januar noch 822.565 waren.

Debatte um höheren Mindestlohn

Der gesetzliche Mindestlohn liegt derzeit bei 12,82 € pro Stunde. Die Mindestlohn­kommission prüft eine weitere Anhebung, Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) hält 15 € bis 2026 für „erreichbar und wünschenswert“. Arbeitgeberverbände warnen vor Arbeitsplatz­risiken, während Cem Ince den erneuten Anstieg der Aufstockerzahlen als Argument für deutlich höhere Löhne sieht.

Bürgergeld trotz Arbeit: Mit Mindestlohn max. 620 Euro zum Wohnen

Ernüchternde Bilanz

Knapp sieben Milliarden Euro und mehr als 825.000 Erwerbstätige, die trotz Arbeit auf Bürgergeld angewiesen sind, zeigen: Ein Job schützt nicht automatisch vor Hilfebedürftigkeit – und die Diskussion um faire Löhne bleibt hochaktuell.