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750 Euro Bürgergeld-Inflationsausgleich – Lüge zulasten Bedürftiger

Euro Scheine zerfallen im Hintergrund Fake News mit Lupe

Immer schön auf die Schwächsten – hat einmal funktioniert, warum also nicht ein weiterer Anlauf: Bürgergeld Bedürftige durch den Kakao zu ziehen, auf möglichst viel Zuspruch und noch mehr Klicks zu hoffen. Ein Influencer auf TikTok beschreitet diesen Weg mit (leider) großem Erfolg. Nach der 300 Euro Hitzeprämie für Betroffene verspricht er jetzt 750 Euro Bürgergeld als Inflationsausgleich. Ein übler Scherz ohne den geringsten Wahrheitsgehalt.

Übler Scherz: 750 Euro Bürgergeld

Das neue Filmchen vom 22.07.2023 – mit der selben Frauenstimme und genauso schlecht gemacht – ist 18 Sekunden lang. Zeit genug, um Lügen zu verbreiten. Es wird darüber informiert, dass man ab dem 1. Oktober 2023 für drei Monate 750 Euro Bürgergeld beantragen könne und dafür einen Antrag herunterladen müsse. Man möge sich aber bitte beeilen, weil das Budget begrenzt sei und „einige sicherlich leer ausgehen werden“.

Bereichern auf dem Rücken der Ärmsten

Das Video hat inzwischen fast 700.000 Aufrufe und damit genau das erreicht, was sich die Macher davon erhofft hatten. Sie generieren auf dem Rücken Bürgergeld Bedürftiger Reichweite, die sich auf Dauer dann auch im Portemonnaie bemerkbar macht. Oder anders ausgedrückt: Da bereichert sich jemand, indem er jene, die nichts haben, vor seinen Karren spannt.

Der „Erfolg“ kommt aber nur, wenn auch genug Menschen das glauben, was veröffentlicht wird. Und genau darauf baut der Influencer „fettbär“, der auch an einem Podcast namens „Fettbär und Büffelhüfte – Gemischtwarenladen“ beteiligt ist. Dort hat er in der Folge neun der dritten Staffel unverblümt erklärt:

„Ich wäre blöd, wenn ich die Dummheit der anderen nicht ausnutze.“

Das meine er nicht im negativen Sinne:

„Warum soll ich es denn nicht ausnutzen, wenn es Reichweite gibt, Follower und damit Geld verdient werden kann?“

Macher setzt auf Leichtgläubigkeit

Letztlich setzt der Macher auf die Leichtgläubigkeit der User. Hinsichtlich des Bürgergelds scheint das besonders leicht zu sein. Das Video zum 300 Euro Hitzebonus wurde über inzwischen über 1,3 Millionen Mal aufgerufen und ist so erfolgreich wie alle übrigen Filmchen des Kanals zusammengenommen.

Das spricht dafür, dass rund ums Bürgergeld sehr viel Unsicherheit besteht und noch mehr Fehlinformationen kursieren. Sie sind einer der Gründe dafür, dass Bürgergeld Bedürftige angegangen werden – etwa, weil ein völlig falsches Bild von den Leistungen und den Pflichten gezeichnet wird. Daran trägt auch die Politik Schuld.

Alles nur Fake

Doch zurück zu den Fakten: Dass es weder für drei Monate noch dauerhaft 750 Euro Bürgergeld gibt, dürfte den meisten Betroffenen hinlänglich bekannt sein. Wenn nicht: Es ist ein Fake, ein simpler Clickbait. Angesichts des strengen Sparkurses wird es keine weitere Unterstützung geben, auch nicht, um die Inflation auszugleichen. Die Ampel hat zwar eine Inflationsausgleichsprämie von bis zu 3.000 Euro beschlossen. Die kann aber nur von Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern bewilligt werden, ganz sicher nicht vom Jobcenter.

Vielen fallen darauf herein

Und trotzdem fallen immer noch Menschen auf die Lügen herein.

„Bürgergeld steigt gefühlt jeden Monat und unsere Löhne bleiben gleich, traurige Welt ehrlich“,

schreibt ein User. Andere fragen, was, mit dem arbeitenden Volk ist, warum sie überhaupt noch arbeiten oder wie sie in Elternzeit klarkommen sollen. Damit tragen 18 Sekunden, die als „Satire“ verkauft werden, dazu bei, die Gesellschaft weiter gegen Bürgergeld Bedürftige aufzubringen und immer tiefer zu spalten. Das ist traurig.

Bild: sdecoret + photoschmidt/ shutterstock.com