Die ZDF-Doku „Die Jobcenter-Falle: Was läuft falsch beim Bürgergeld?“ zeigt in aller Deutlichkeit, wie ein milliardenschweres System an seinen eigenen Regeln scheitert. Statt Vermittlung in Arbeit erleben Jobcenter-Mitarbeiter verschlossene Türen, freche Abwimmel-Taktiken und Familien, die seit Jahren Leistungen kassieren, ohne je persönlich Kontakt aufgenommen zu haben. Während die Kosten fürs Bürgergeld explodieren, zahlen am Ende die Falschen: nämlich jene, die wirklich keine Wahl haben.
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Tunesische Familie seit 10 Jahren unsichtbar
Eine Szene sorgt für Fassungslosigkeit: Eine tunesische Familie lebt seit rund zehn Jahren in Deutschland – Mutter, Vater und mehrere Kinder. Seit ihrer Einreise beziehen sie Bürgergeld, ohne auch nur ein einziges Mal im Jobcenter erschienen zu sein. Nicht die Mutter, nicht der Mann, nicht einmal die Kinder wurden dort je vorstellig. Als das Jobcenter schließlich einen Hausbesuch ankündigt, blockt der Mann am Telefon ab: „Sie haben bei mir zu Hause nichts zu suchen. Ich möchte nicht, dass Sie kommen.“ Klare Worte – Besuch unerwünscht. Trotzdem flossen die Leistungen jahrelang weiter, ohne dass die Behörde je durchgriff.
Bürgergeld-Abzocke: Mehr als 400 Fälle enthüllt
Abwimmel-Taktiken wie aus dem Lehrbuch
Die Doku zeigt, wie Jobcenter-Teams regelmäßig ins Leere laufen. Mitarbeiter klingeln an Türen, hören Stimmen – doch niemand öffnet. Stattdessen ruft ein Nachbar an und meldet die angebliche Krankheit der Leistungsbezieherin. Termine werden abgesagt, verschoben, ignoriert – manchmal über Monate. Am Ende gibt es sogar Bürgergeld Nachzahlungen, wenn die Familie sich irgendwann doch zurückmeldet. Regeln gibt es reichlich, aber wirkliche Sanktionen oder Konsequenzen? Fehlanzeige.
Teilzeit als Geschäftsmodell
Noch ein Schlag ins Gesicht: Die Doku zeigt Aufnahmen von Fahrern, die für Plattformen wie Uber oder Bolt unterwegs sind – gefilmt direkt vor Berliner Jobcentern. Viele von ihnen arbeiten bewusst nur Teilzeit, weil das Jobcenter den Rest mit Bürgergeld aufstockt. Wer mehr fährt, hat am Ende kaum zusätzlich im Portemonnaie – also lässt man’s. Und wer es noch dreister will, bessert nebenher schwarz auf. Ein perfekter Deal für die einen, ein Schlag ins Gesicht für alle anderen.
Schwarzarbeit fliegt auf: Jobcenter fordert 18.000 € Bürgergeld zurück
Explodierende Kosten – und die Falschen leiden
Für 2025 sind mehr als 52 Milliarden Euro fürs Bürgergeld eingeplant – fast zehn Prozent des gesamten Bundeshaushalts. Ein gigantischer Posten, der Jahr für Jahr wächst. Doch während sich manche bequem einrichten und das System schamlos ausnutzen, trifft es am Ende die wirklich Bedürftigen: Menschen, die Angehörige pflegen und deshalb nicht arbeiten können. Alleinerziehende, die zwischen Kindern und Teilzeitjob zerrieben werden. Chronisch Kranke, die keine Wahl haben. Sie müssen für jede Kleinigkeit Nachweise erbringen – und finanzieren mit ihren gekürzten Ansprüchen und Verzögerungen jene mit, die den Staat seit Jahren ausnehmen.
Sozialbetrug als Dauerbrenner
Dass es dabei nicht um Einzelfälle geht, zeigt ein aktuelles Beispiel: Erst gestern haben wir über einen besonders dreisten Fall berichtet – ein türkischer TV-Moderator hat das Jobcenter über mehr als 20 Jahre um mehrere hunderttausend Euro erleichtert. Am Ende kam er mit einer Bewährungsstrafe davon. Dreister geht es kaum.