Knapp 4,0 Millionen erwerbsfähige Leistungsberechtigte waren im Juli 2024 in der Grundsicherung registriert. Fast drei Fünftel (58 %) erhielten da bereits ein Jahr oder länger Bürgergeld, mehr als zwei Fünftel (42 %) verharrten sogar seit vier Jahren im System. Die BA‑Statistik macht dafür vor allem die fehlende Berufsausbildung verantwortlich: zwei Drittel der langzeitarbeitslosen Bürgergeld-Empfänger haben keinen Berufsabschluss.
Studium schützt vor Dauerbezug
Wie stark ein höherer Abschluss wirkt, zeigt der jüngste Bericht „Grundsicherung für Arbeitssuchende in Zahlen“ der Bundesagentur für Arbeit im Detail: Unter den 1,82 Millionen arbeitslosen Bürgergeld‑Empfängern hatten nur 129.800 Personen – rund 7 % – einen akademischen Abschluss. In der beitragsfinanzierten Arbeitslosenversicherung (SGB III) liegt dieser Anteil dagegen bei 17 %. Wer studiert hat, taucht also weit seltener und deutlich kürzer in der Grundsicherung auf.
Kritik an Bürgergeld & Co. – Mehr arbeiten lohnt nicht
Viele Jugendliche ohne Berufsausbildung
Besonders deutlich fällt die Bildungslücke bei jungen Menschen aus. Der IAB‑Kurzbericht 5|2025 zählte im Dezember 2024 bundesweit 253.000 arbeitslose 15 bis 24‑Jährige. In Westdeutschland fehlte 76 %, in Ostdeutschland sogar 80 % dieser Jugendlichen ein Berufsabschluss. Mehr als drei von vier jugendlichen Arbeitslosen tragen damit das höchste Risiko, lange im Bürgergeld-Bezug zu bleiben.
Abitur bleibt Ausnahme
Die Panelauswertung (PASS) im IAB‑Forum verdeutlicht, dass der Bildungsunterschied schon vor der Ausbildung beginnt. Nur rund 20 % der Jugendlichen aus Bürgergeld‑Haushalten erreichen eine (Fach‑)Hochschulreife – in vergleichbaren Haushalten ohne Leistungsbezug ist es mehr als die Hälfte. Vier Jahre nach Schulabgang hat über ein Fünftel dieser jungen Erwachsenen immer noch weder eine Ausbildung noch ein Studium begonnen. In der Vergleichsgruppe trifft das lediglich auf 6 % zu.
Regionale Lehrstellenmärkte entscheiden mit
Auch der Ort spielt eine Rolle. Laut IAB‑Kurzbericht schwankt die spezifische Arbeitslosenquote Jugendlicher ohne Abschluss von 3,6 % in Bayern bis über 6 % in Teilen Sachsens und im Ruhrgebiet. Wo Betriebe viele unbesetzte Ausbildungsplätze melden, verkürzt sich der Weg aus Arbeitslosigkeit und Bürgergeld. Wo das Angebot knapp ist, verfestigt sich der Bezug.
Bildung bleibt der Schlüssel
Ob Hauptschulabschluss, Abitur oder Studium – die aktuellen Daten führen zum gleichen Ergebnis: Je höher der Abschluss, desto kürzer der Bürgergeld‑Bezug. Wer ganz ohne Berufsqualifikation in den Arbeitsmarkt startet, läuft dagegen Gefahr, jahrelang in der Grundsicherung festzustecken.


