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Bürgergeld in der Kritik – Integration tritt auf der Stelle

Mann mit runder Brille blickt erschöpft zwischen zwei hohen Aktenstapeln auf einen Schreibtisch mit Taschenrechner – Sinnbild für Bürokratie und stockende Integration im Bürgergeld‑System

Individuelle Betreuung und gezielte Integration erweisen sich beim Bürgergeld ebenso wie der arg strapazierte Begriff der Augenhöhe längst als leere Worthülsen. Seit seiner Einführung bringen Jobcenter weniger Menschen in Arbeit. Das belegt die Integrationsquote. Sie dümpelt bei rund 21 Prozent vor sich hin. Im jüngsten Berichtsmonat März 2025 waren es 21,3 Prozent. Zum Vergleich: Im März 2022 – also vor der Bürgergeld-Einführung – standen hier 25 Prozent zu Buche. Wurde damals noch jeder Vierte in Arbeit vermittelt, ist es heute nur noch gut jeder Fünfte.

Vergleich der Leistungsfähigkeit

Dass diese Zahlen vierteljährlich veröffentlicht werden, zuletzt am 16.07.2025, hat der Gesetzgeber in § 48a SGB II (Vergleich der Leistungsfähigkeit) geregelt. Wie der Name schon verrät, geht es darum, die Leistungsfähigkeit der Jobcenter zu dokumentieren. Wobei: Leistung scheint in dem Kontext ein äußerst dehnbarer Begriff zu sein. Laut Daten erledigen die Behörden ihre Arbeit nicht sonderlich erfolgreich. Immerhin ist eine der Hauptaufgaben der Leistungsträger, Bürgergeld Bedürftige in den Arbeitsmarkt einzugliedern.

Trotz Bürgergeld: Nicht jedes Jobangebot ist Pflicht

Aktuelle Statistik

Im März 2025 ist das in 21,3 Prozent der Fälle gelungen. Die Zahl ergibt sich aus der Summe der Integrationen im Bezugsmonat und den vorangegangenen elf Monaten (846.445) und dem durchschnittlichen Bestand an erwerbsfähigen Leistungsberechtigten im Vormonat und den vorangegangenen elf Monaten (3.983.070).

Lange bekanntes Problem

Wir hatten bereits in 2023 auf die eher magere Integrationsquote aufmerksam gemacht. Damals lag der Wert bei 20,4 Prozent. Oder anders ausgedrückt: Es hat sich seitdem mal wieder nicht viel getan. Obwohl hinlänglich bekannt ist und die Zahlen sehr eindrücklich belegen, dass die Jobcenter Bürgergeld Bedürftige im bescheidenen Umfang in Jobs vermitteln, wird effektiv nicht gegengesteuert.

Öffentlich geförderte Beschäftigung stagniert

Nicht einmal bei der Integration in einen Minijob hat sich in den vergangenen Monaten eine spürbare Besserung eingestellt. Der Wert ist binnen eines Jahres von 6,8 auf 6,7 Prozent zurückgegangen. Bei der Integration in eine öffentlich geförderte Beschäftigung ging es sogar weiter bergab, von 2,9 auf 2,6 Prozent. Das ist eine Entwicklung, die nur schwer nachvollziehbar ist.

Hier schneiden Jobcenter beim Bürgergeld am wenigsten schlecht ab

Wo es fehlt

Bei der Ursachenforschung wird man viele Gründe finden. In der öffentlichen Diskussion sind es ganz klar die Bürgergeld Bedürftigen, die gar nicht arbeiten wollen und daher auch nicht integriert werden können – was schlichtweg nicht stimmt. Die meisten wünschen sich, endlich nicht mehr vom Jobcenter abhängig zu sein. Denkbar ist auch, dass die Zahl Geflüchteter eine Rolle spielt. Viel wahrscheinlicher ist aber, dass die Rufe nach mehr Personal, weniger Bürokratie und einer besseren finanziellen Ausstattung seit nunmehr einem Jahr weiterhin ungehört bleiben, zulasten aller Betroffenen.